Die jüngste Periode der Spätbronzezeit (ca. 12.-10 Jh. v. Chr.) ist im nördlichen Schwarzmeergebiet mit der Belozerka-Kultur verbunden, die Mitte der achtziger Jahre von ukrainischen Archäologen als eigenständige Erscheinung erkannt wurde. Sie war vom unteren Don im Osten bis zur unteren Donau im Westen in der nordpontischen Steppenzone verbreitet, wobei ihre Nordgrenze mit der Grenze von Waldsteppe ind Steppe zusammenfiel. Vier Lokalvarianten konnten unterschieden werden, von denen die beiden westlichen (Tudorovo und Balta) im vorliegenden Beitrag behandelt werden.
In 15 von bisher 40 bekannten Siedlungen wurden Ausgrabungen durchgeführt, jedoch wurde keine vollständig freigelegt. Die Siedlungsplätze liegen häufig auf hohen Landzungen von Flüssen und Seen. Die aus in der Regel rechteckigen Grubenhäusern (12-70 m2) bestehenden Siedlungen sind nur zwischen 0,4 und 0,5 ha groB. Darin und im Hausbau unterscheidet sich die Belozerka-Kultur von der ihr vorangehende Sabatinovka-Kultur. Die geringe Mächtigkeit der Kulturschicht belegt die kurze Zeit dauer der meisten Niederlassungen.
Aus dem nordwestlichen Schwarzmeergebiet sind mehr als 200 Gräber bekannt, die sich sowohl auf Hügel- wie auch Flachgräberfelder verteilen. Hölzerne Grabkammern mit vier Eckpfosten sind vor allem in Kurganen vorhanden. Die Toten sind gewöhnlich als Hocker, die Frauen auf der linken, die Männer auf der rechten Seite liegend beigesetzt. Die Beigaben bestehen in der Regel aus ein bis zwei GefäBen, Bronzeschmuck und Perlen, bei aufwendigeren Bestattungen aus bis zu acht polierten GefäBen, Bronze- und Eisenmessern sowie gelegentlich Fibeln und Goldgegenständen. Das Verhältnis zwischen grober und polierter Grabkeramik beträgt 12% zu 88%. Bei den polierten GefäBen dominieren Becher, Tassen sowie groBe Vorratsbehälter.
Die für diese Kultur kennzeichnende Keramik ist eine (schwarz) polierte, dünnwandige Ware. Leitform sind Kugelbecher mit Zylinderhals und flachem oder nach innen gewölbtem Boden (Abb. 7,1.4.11-12; 8,2-4.9). Die Verzierung umfaBt kanneluren, Knubben und eingeschnittene geometrische Muster, seltener Stempelabdrücke. Die Analyse der Feinkeramik zeigte, daB sie einerseits bei einigen Formen Traditionen der vorangehende Sabatinovka-Kultur fortsetzt, andererseits beträchtliche Einflüsse aus spätbronzezeitlichen Kulturen wie Sîleanu-Rîmnicele, Babadag I, Kisinev sowie Gava-Holihrady erfahren hat. Ergebnis dieser Einflüsse sind das gezogene und das Kannelur-Ornament, Schalen mit eingezogenem bzw. blattförmigem Rand sowie einige Becherformen, Tassen und DegelhalsgefäBe.
Unter den Metallfunden dominieren vor allem Schmuckgegenstände, von denen insbesondere ein- und zweischleifige Bogenfibeln erwähnenswert sind, die für die absolute Datierung wesentlich waren.
Die Belozerka-Kultur wird in eine ältere (12. Jh. v. Chr. bis erste Hälfte 11. Jh. v. Chr.) und eine jüngere Stufe (zweite Hälfte 11. Jh. Chr. bis 10. Jh. v. Chr.) datiert, und mit den Kulturen spätes Noua, Coslogeni, Sîleanu-Rîmnicele sowie der älteren Urnenfelderkultur bzw. der Kisinev-Gruppe des ,,thrakischen Hallstatt", der Gava-Holihrady-Kultur des Karpatenbeckens und der Belogrudovka-Kultur in der Waldsteppe synchronisiert.
Die Herkunft der Belozerka-Kultur ist noch ungeklärt, bestimmend für ihre Entstehung dürften jedoch westliche, ,,thrkische" Elemente gewesen sein. die nach Osten vermittelt wurden.
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