Hegelsche Philosophie wird oft als eine metaphysische Konstruktion angesehen. Demgegenüber wird in dem Beitrag eine Position eingenommen, laut der Hegel, innerhalb seines holistischen philosophischen Rahmens, eine perspektivistische Vorgehensweise verwendet, um immer neue, immer konkretere, weil begrifflich immer mehr vermittelte, Einsichten zu erreichen. Die perspektivistische Methode Hegels wird anhand des Phanomens des freien Willens gezeigt. Hegel glaubt, dass es sich nicht aufeinen Schlag erklaren lasst, ob und in welchem Sinne der Wille frei ist. Der Beweis, der diese Versicherung begründen soll, wird erst auf dem Weg der vielschichtigen philosophischen Deduktion geliefert. Einer neuen Auffassung des Tragers der Willensfreiheit entspricht dabei immer ein neues Konzept des Gegenstandbereiches. So impliziert etwa das moralische Konzept des Willens eine véillig neue begriffliche Konstellation, mit welcher der Wille und seine Welt aufgefasst wird, als das rechtliche Konzept des Willens. lm letzten Teil des Beitrags wird analysiert, welche Schlüsse aus Hegelscher Rekonstruktion des freien Willens fi.ir heutige Debatten zu ziehen waren. DemgemaB sollte ein hegelianisch gesinnter Denker nicht das von dem Naturalisten entworfene Bild des empirisch determinierten Willens, sondern dessen absoluten Anspruch auf Erklarung desavouieren. Es wird klar, dass empiristische Vorgehensweise im Fall der Willensfreiheit einen gewaltigen Teil unserer sozialen Erfahrung und unseres Diskurses gar nicht erklaren kann. Mann sollte die theoretische Ebene vertiefen (sie um moralische, rechtliche, soziale Perspektiven bereichern), auf der die Polemik mit den naturalistischen Gegnern der Willensfreiheit aufzunehmen ist.
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