This article describes the context in which the texts of the medieval epic poems on Dietrich of Bern fluctuate between stereotypical sketches of figures and constellations and the mechanisms to direct the sympathy of the reader linked to them. Taking the figure of Laurin from the older Vulgate version as an example, we can observe a technique by which the antagonist of the heroes from Bern is, against all expectations, constructed as a sympathetic figure. This has an effect on the attributes initially provided for the well-known and popular Bern heroes. The irritation associated with such an inverted method of directing sympathy in the framework of a stereotypical construction of figure necessitates the withdrawal of the irritating attributions in the course of the narrated events. The article shows narrative techniques by which the antagonist Laurin is initially established as a positive figure by means of arousing sympathy for him and how this is successively deconstructed in the second part of the text. The restoration of a congruence between stereotypically constructed figures and the indicators of sympathy connected with them, which characterises the end of “Laurin”, points to a poetic feature of the hybrid genre which becomes explicit in the play on expectations arising from the template-like design of figures
Der Beitrag richtet sich auf die Beschreibung desjenigen Zusammenhangs, die die Texte der aventiurehaften Dietrichepik zwischen stereotypen Figurenentwürfen und -konstellationen und der sich mit diesen verbindenden Mechanismen der Sympathielenkung zu erkennen geben. Am Beispiel der Laurinfigur aus der Älteren Vulgatversion lässt sich ein Verfahren beobachten, den Antagonisten der Berner Helden zunächst gegen alle Erwartung als sympathische Figur zu konstruieren, was Auswirkungen zeitigt auf die Attribute, mit denen die bekannten und populären Berner Helden anfänglich versehen werden. Die Irritation, die mit einer solchen invertierenden Praxis der Sympathielenkung im Rahmen stereotyper Figurenkonstruktionen einhergeht, erzwingt die Rücknahme der irritierenden Zuschreibungen im Verlaufe des erzählten Geschehens. Es wird dargelegt, mit welchen narrativen Techniken der Antagonist Laurin zunächst als positive Figur über eine entsprechende Sympathielenkung etabliert wird und wie diese im zweiten Teil des Textes sukzessive dekonstruiert wird. Die Wiederherstellung einer Kongruenz zwischen stereotypen Figurenkonstruktionen und den sich mit ihnen verbindenden Indikatoren der Sympathielenkung, wie sie das Ende des „Laurin“ prägt, deutet auf ein poetologisches Merkmal der hybriden Gattung, das im Spiel mit den Erwartungen explizit wird, die sich mit schablonenhaften Figurenentwürfen verbinden.
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