In dem vorliegenden Aufsatz werden drei Theaterstücke des österreichischen Schriftstellers Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) in Bezug auf die darin enthaltenen Okkasionalismen untersucht. Durch korpuslinguistische Methoden können die Okkasionalismen Nestroys in Relation zum zeitgenössischen und modernen Sprachgebrauch gesetzt werden. Die Wortneubildungen bestehen zum Großteil aus ganz produktiven Wortbildungsmustern und können in Komposita und in Derivationen unterteilt werden. Mit 103 produktiven, einer einzigen unproduktiven, einer teilweise extragrammatischen und 2–3 ungrammatischen eigenen morphologischen Neubildungen hat Nestroy (etwa im Vergleich zu Arno Schmidt) sehr wenig kühne Okkasionalismen. In unserer Untersuchung hat sich allerdings gezeigt, dass Nestroys Wortschöpfungen vor allem im Bereich der Komposita ein hohes Maß an Kreativität zeigen und er sein Publikum offenbar durch einen überraschend geringen Grad an Kompatibilität der Glieder seiner okkasionalistischen Komposita beeindrucken wollte. Neben dieser Analyse auf der paradigmatischen Achse wird auf der syntagmatischen Achse versucht, die Wortschöpfungen in ihrer ko(n)textuellen Motivation festzumachen. Nestroy setzt die okkasionalistischen Bildungen gezielt für die Steigerung der theatralischen Wirkung des Wortwitzes ein, sie dienen der Reflexion über die Sprache selbst und werden bewusst je nach Bedeutung des jeweiligen Sprechers im Komödiengeschehen verwendet.
The present study investigates the occasionalisms in three comedies of the Austrian writer Johann Nepomuk Nestroy (1801–1862) in systematic comparison with his rival O. F. Berg and his French models. With corpus-linguistic methods his occasionalisms can be identified in relation to contemporary and modern language use. 103 of them are formed according to fully productive word-formation patterns, only 1 in analogy to an unproductive pattern and only 2–3 are ungrammatical and 1 partially extragrammatical. Thus there is nearly no audacious poetic license, but many of them, especially compounds, can surprise their recipients by the low degree of compatibility between their constituents. Furthermore we investigate the contextual and cotextual motivation of occasionalisms and their distribution among the characters of each play. Nestroy appears to form occasionalisms for increasing the theatrical effect of word play and for stimulating metalinguistic reflection.
© 2001-2024 Fundación Dialnet · Todos los derechos reservados