Berlin, Stadt, Alemania
In fiktionalen Texten, die historische Fälle politisch und ethnisch motivierter Gewalt the- matisieren, ist seit einigen Jahren eine Hinwendung zur Figur des Täters zu beobachten. Diese schlägt sich inhaltlich und erzähltechnisch in unterschiedlicher Weise nieder. Ein Text wie Arturo Fontaines La vida doble (2010), der nicht nur die Figur einer Täterin und Kollaborateurin in den Mittelpunkt stellt, sondern auch narratologisch deren Perspektive einnimmt, stellt einen Sonderfall von Täternarrativ dar, denn homodiegetische Narrative fördern die Identifikation oder Empathie des Lesers mit dem Erzähler. Die Metapher vom Leser als Kollaborateur hebt die Ambivalenz einer Erzählstrategie hervor, als deren Ergebnis der Leser Empathie wider Willen empfindet.
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