Kreisfreie Stadt München, Alemania
Violations of the requirements concerning blockholder disclosure (Sections 33-47 German Securities Trading Act) result in a temporary loss of all shareholder rights pursuant to Section 44 German Securities Trading Act. With reference to the penal nature of this consequence, the prevailing view establishes an – unwritten – culpability requirement on constitutional grounds. Other constitutional implications of such a penal character, namely the application of the principle of legality (Article 103 (2) German Constitution) and the presumption of innocence, are rejected or not addressed at all. The plethora of case material – not free of contradictions in and of itself – is evaluated only eclectically. This status quo is deficient both in depth of reasoning and outcome. In view of the considerable implications for the entire regulation of blockholder disclosure, there is need for a more detailed analysis of the constitutional categories, more precisely the question, whether and if so when legal consequences in the field of private law are punitive in light of the constitution. Regarding the sanction in Section 44 German Securities Trading Act, this analysis substantiates the already prevalent requirement of culpability. However, the disregard of both the principle of legality and the presumption of innocence cannot be upheld considering the uniform concept of punishment in line with (recent) decisions made by the German Federal Constitutional Court. Furthermore, these considerations are of importance beyond capital market law, since the sanction in Section 44 German Securities Trading Act is a prime example of the much-discussed use of private law to enforce public interests (private enforcement). In this respect, the following discussion specifies the constitutional limits of the functionalization discourse, which have not been scrutinized sufficiently so far.
Verstöße gegen die kapitalmarktrechtliche Beteiligungspublizität (§§ 33–47 WpHG) führen gemäß § 44 WpHG zu einem vorübergehenden Verlust sämtlicher Aktionärsrechte. Unter knappem Verweis auf den pönalen Charakter dieser Rechtsfolge begründet die herrschende Meinung von Verfassungs wegen einen – ungeschriebenen – Verschuldensvorbehalt. Weitere Implikationen eines solchen Strafcharakters, namentlich die Anwendung des Gesetzlichkeitsprinzips (Art. 103 Abs. 2 GG) und der Unschuldsvermutung, werden hingegen abgelehnt oder gar nicht thematisiert. Die reich317haltige, in sich zum Teil dissonante Verfassungsrechtsprechung wird dabei nur eklektisch ausgewertet. Der status quo ist sowohl in Begründungstiefe als auch Ergebnis defizitär. Angesichts der erheblichen Auswirkungen für die gesamte Beteiligungspublizität bedarf es einer eingehenderen Analyse der verfassungsrechtlichen Vorgaben, namentlich der Frage, ob und wenn ja wann Rechtsfolgen auf dem Feld des Privatrechts Strafcharakter im Sinne des Grundgesetzes aufweisen. Auf die Sanktion des Rechtsverlusts in § 44 WpHG gewendet kann danach der schon bisher überwiegend geforderte Verschuldensvorbehalt argumentativ untermauert werden. Die Außerachtlassung des Gesetzlichkeitsprinzips und der Unschuldsvermutung sind jedoch vor dem Hintergrund des einheitlichen, auch von der (jüngeren) Rechtsprechung favorisierten Strafbegriffs nicht zu halten. Den angestellten Überlegungen kommt über die kapitalmarktrechtliche Frage hinaus Bedeutung zu, bildet die Sanktion des Rechtsverlusts in § 44 WpHG doch ein Musterbeispiel für den vieldiskutierten Einsatz privatrechtlicher Normen zur Durchsetzung öffentlicher Interessen („private enforcement“). Die Diskussion präzisiert insofern die bisher zu wenig behandelten verfassungsrechtlichen Grenzen des Funktionalisierungsdiskurses.
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