Zusammenfassung: Mit dem Ende des Kalten Krieges haben sich die Vorstellungen von der geopolitischen Ordnung Europas und auch der EU dramatisch verändert. Der Wegfall des Eisernen Vorhangs machte nicht nur Erweiterungsverhandlungen mit den osteuropäischen Ländern möglich, sondern er sorgte auch dafür, dass sich die Positionierung der EU in den weltweiten Konflikten und Kriegen veränderte. Diese Veränderung geopolitischer Ordnungen und Leitbilder im Kontext von EU und Europa steht im Mittelpunkt des folgenden Beitrages. Er analysiert aus der Perspektive der Politischen Geographie die aktuellen Leitbilder und Europa-Diskurse vor dem Hintergrund der Ost-Erweiterung. Die zentralen Fragen lauten dabei: Wie weit reicht Europa? Und welcher Teil davon soll zukünftig die Europäische Union bilden? Anhand von Medienanalysen kann gezeigt werden, wie im geopolitischen Europa-Diskurs der Akteure die aktuellen Problemlagen (Grenzen der Ost-Erweiterung, Konzeption des geopolitischen Verhältnisses zu den östlichen Nachbarn etc.) sprachlich konstruiert werden, wie in Form geographischer Regionalisierungen und Abgrenzungen neue politische Räume entworfen werden und wie sie als diskursive Konzepte in der politischen Arena ihre Wirksamkeit entfalten. Diese Perspektiven sind je nach der Position der sehr unterschiedlichen Beitrittsländer verschieden. Als Fallbeispiel des Beitrages dient Tschechien, zu dem eine Reihe konkreter empirischer Daten aus dem soeben beendeten DFG-Forschungsprojekt "Geopolitische Leitbilder Europas als strategische Form der Regionalisierung" vorliegen. Auf der Basis eigener Interviews mit den im Parlament vertretenen Parteien und dem Außenministerium (u.a. mit dem derzeitigen Außenminister Cyril Svoboda) werden die spezifisch tschechischen Positionen geopolitischer Leitbilder über Europa und die EU vorgestellt.
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